Fragst auch du dich, wie du mit deinem betrunkenen Partner umgehen kannst? 

Viele Angehörige kommen immer wieder in die Situation.

Wir versuchen die Erinnerung aus unserem Gedächtnis zu streichen, als ob es das letzte Mal war. Als ob es nie wieder dazu kommen würde. Und befürchten doch ständig, dass es wieder passiert. 

Mögliche Szenarien:

1. Ich trinke mit.

Ich schließe die Augen vor dem, was ich nicht sehen will und demonstriere scheinbare Zugehörigkeit. Harmonie bedeutet mir alles. Wenn ich mittrinke entsteht in mir der Eindruck, es ist alles im Lot.

Ich werde gesehen und vielleicht sogar geliebt. Hoffentlich.  

Mein süchtiger Partner fühlt sich bestätigt in dem, was er tut – im Alkoholmissbrauch.

 

2. Ich ignoriere sein Trinken.

 

Eine wirklich bequeme Methode, um so zu tun als sei alles in Ordnung. Wir spielen mal heile Welt. Ein paar Gläser Alkohol zu viel, das kommt in den besten Familien vor. Und dann ist der Partner eben betrunken, was soll’s, ist ja nichts Neues. Ich kann mich übrigens moralisch besser fühlen, denn ich trinke nicht. Ich habe alles im Griff.  

Meinen Partner interessiert das wirklich nicht. Er ist in seiner Welt. Er kann trinken. Niemand stört ihn.

  

3. Ich diskutiere mit ihm.

 

Natürlich will ich ihn vom Trinken abbringen.  

Ich werde jetzt aktiv. Ich mache ihm Vorwürfe.  Möglichst laut, wortstark und energisch. Mit einem aggressiven Unterton.  

Oder leise, zaghaft und flehend. Bitte, bitte.

Hauptsache ich tu was. Ich kann es nämlich nicht ertragen. 

Mein betrunkener Partner findet das höchstens lästig. Er wird immerhin gestört. Jemand will ihm sein Bier streitig machen. Sein Glück.  

Gab es da noch etwas anderes? Partnerin, Familie?  

4. Ich verlasse den Raum oder das Haus.

 

Ich flüchte. Ich will das nicht mehr erleben. Die Situation ist irgendwie bedrohlich. Sie macht mir Angst.  

Ich will mein Kind beschützen und suche selbst Schutz. 

Mein Partner ist im Vollrausch. Er bekommt das womöglich gar nicht mit. Er ist jetzt auf seinem Stern, ganz weit oben… und schaut auf uns herab. 

Wenn er wütend ist, kann es sein, dass er nun noch wütender wird. Wie kann ich mir das rausnehmen? 

All diese Szenarien kann es geben und noch viele mehr.  

Denn es gibt nicht DEN betrunkenen Partner. 

  • Er ist wie wir alle eine einzigartige Persönlichkeit mit besonderen, ihm eigenen Charakterzügen. Ja – auch liebenswerten Charakterzügen.
  • Er ist in ein besonderes System eingebettet. In seine Beziehung zu dir. Eure Familie. Außerdem kommt er aus einer Herkunftsfamilie, die sich von jeder anderen unterscheidet.
  • Die Wirkung von Alkohol auf seinen Körper und seine Psyche kann sich je nach der Zeit und Dosis, in der er ihn konsumiert, ändern.

 

 

Kommen diese 3 Punkte nun zusammen, entsteht genau die Situation, in der du dich vielleicht jetzt befindest.  

 

 

Du willst sie beeinflussen? Da wäre es schon gut zu wissen, was dich erwartet, oder? 

 

 

In meiner Vergangenheit war ich erleichtert und fast schon glücklich, wenn mein Partner zu trinken begann. Er verhielt sich dann meist freundlicher, lockerer, redseliger und liebevoller zu mir.  

 

 

Manche werden einfach nur ruhiger, gemütlicher und wirken ein wenig so, als ob sie abwesend sind. 

 

 

Andere suchen den Streit regelrecht und verhalten sich rechthaberisch, beleidigend und abwertend. Das geschieht meist, wenn sich die leeren Flaschen schon stapeln und der Alkoholkonsum fortgeschritten ist.

 

 

Hast du auch diese Erfahrung gemacht? 

 

 

Die Folge war, dass ich herauszufinden versuchte, was mich erwartete. Um etwas Sicherheit zurückzugewinnen. Um die Kontrolle zu behalten. Ich versuchte an seiner Stimmung abzulesen, was kommt.

 

 

Wieder andere -und hier solltest du auf der Hut sein- verhalten sich unberechenbar und aggressiv. 

 

 

Ein süchtiger Partner wird sich zunehmend unberechenbar verhalten. 

 

 

Um eine Lösung für den Umgang mit deinem betrunkenen Partner zu finden, ist folgende Erkenntnis für dich wichtig: 

 

 

Dein Partner neigt zu einem ganz bestimmten Verhalten, wenn er betrunken ist.

 

 

Doch besonders schwierig für mich war, dass sein Verhalten alle möglichen Facetten aufwies. So wirkte er gerade noch freundlich und mir zugewandt, um mich schon im nächsten Moment herablassend zu kritisieren und abzuwerten.

 

 

Aus heiterem Himmel. Bei nichtigen Anlässen. 

 

 

Ich war verwirrt und fragte mich immer wieder, wie ich eine solche Situation voraussehen und entschärfen – wie ich mein Verhalten so verbessern kann, dass es nicht eskaliert.

 

 

Ich wollte nur etwas verbessern. Aber es war ein Krampf.  

 

 

Ein Krampf etwas vorhersehen zu wollen, was nicht vorhersehbar ist.

 

 

Dieser Krampf hatte seinen Preis. 

 

 

Ich sah nur noch meinen Partner. Nicht mehr mich selbst. Ich war nicht mehr bei mir selbst.

 

 

Ich verschwand aus meinem eigenen Leben. 

 

 

Heute bin ich eine alte Frau. 

 

 

Aber ich weiß, was du stattdessen tun solltest. 

 

 

Es klingt so einfach. Aber das war es nicht. 

 

 

Bei mir ist es ein lebenslanger Prozess. 

 

 

Warte nicht länger. 

 

 

 

 

Geh einfach los und:

 

 

 

 

 

Finde ein Gespür für die Situation.

 

 

 

 

 

Was beobachtest du gerade, was nimmst du wahr? Welche Stimmung liegt in der Luft, wenn dein Partner trinkt?  

 

 

Fühlst du dich sicher, beeinträchtigt oder gar bedroht? Bist du belustigt, verärgert oder empfindest du Ekel vor ihm? 

 

 

Ich weiß, es ist schwer, ein Gespür für sich selbst zu entwickeln, wenn man so sehr beim anderen ist. 

 

 

Was du dann auch tust, es ist okay. Gib dir die Erlaubnis dafür. Du kannst bei deinem Partner sein, aber du kannst auch den Raum verlassen oder das Haus.  

 

 

Übernimm die Verantwortung für dich.

 

 

Steck deine Grenzen ab.

 

 

 

 

 

Was akzeptierst du, was nicht?  

 

 

Fällt es dir schwer, deine Grenzen zu spüren? 

 

 

Geh noch einmal in deine Gefühle: 

 

 

Wie fühlst du dich in dieser Situation?  

 

 

Was brauchst du, um dich besser zu fühlen? 

 

 

Teile es –wenn nötig in dieser Situation- kurz und knapp dem betrunkenen Partner mit. Bleib sachlich und lass dich nicht provozieren.

 

 

Dein Partner ist in diesem Zustand kein Gesprächspartner auf Augenhöhe.

 

 

Jetzt ist auch nicht der Zeitpunkt für eine Diskussion.   

 

 

Ein Beispiel: Ich lehne sachlich und entschieden ab, wenn mein betrunkener Partner erwartet, dass ich zu ihm ins Auto steige.

 

 

 

 

Tue dir selbst etwas Gutes.

 

 

 

 

 

Dein Partner ist betrunken? Du kannst das einfach nicht mehr ertragen? 

 

 

Sieh es doch mal einfach so: Es ist eine wunderbare Gelegenheit, etwas zu tun, was du schon lange einmal tun wolltest.

 

 

Du musst da nicht dabei sein. Wirklich. 

 

 

Was möchtest du denn am liebsten tun? Eine Freundin besuchen, einen Ausflug mit den Kindern unternehmen, eine Runde joggen-es gäbe so viele vieles.

 

 

Endlich kannst du durchatmen und dich freier fühlen.

 

 

Sorge für dich.

 

 

 

 

 

Alkoholexzesse können mit starken Stimmungsschwankungen, verbalen Beleidigungen oder gar Gewaltausbrüchen einhergehen.

 

 

Gehe weg, falls es in einer Situation zu seelischen und körperlichen Angriffen kommt.

 

 

Komme unter bei Verwandten, Freunden oder im Frauenhaus. Nimm auch deine Kinder mit.

 

 

Das ist keine Flucht, sondern eine Entscheidung. Für dich.

 

 

Niemand kann dich zwingen, voller Angst und wie gelähmt in gefährlichen Situationen auszuharren. Du hast immer die Wahl.

 

 

Weißt du das?

 

 

 

 

Heute sorge ich für mich.

 

 

Ich habe wieder mehr Freude am Leben. 

 

 

 

 

Sorge auch du für dich. 

 

 

 

 

Wenn du keinen Ausweg mehr siehst, nimm Hilfe und die empathische Zuwendung anderer Menschen an.

 

 

Teile hier die Erfahrungen, die du gemacht hast. Ich freue mich über deinen Kommentar.